Grenzübertritt

In den 70er und 80er Jahren bin ich öfters mit dem Auto in die DDR nach Berlin oder Leipzig gefahren. Die Prozedur an der deutsch-deutschen Grenze war jedesmal ein abenteuerliches und gruseliges Erlebnis.

Die Warteschlange der Autos war lang. Ein Grenzübergang konnte Stunden dauern. Zunächst einmal mussten die Ausweise / Pässe abgegeben werden. Sie verschwanden im Inneren einer Baracke und kamen meist erst einige Hundert Meter weiter an einer anderen Baracke wieder zum Vorschein. Während der Zeit konnte man den „Zwangsumtausch“ von DM in DDR-Mark erledigen – auf diese Weise kamen Westdevisen als Zwangsabgabe ins DDR-Land.

Das Auto wurde derweilen dabei komplett untersucht.  Alle musten aussteigen. Mit Spiegeln wurde unter den Wagen geschaut. Motorhaube und Kofferraum waren zu öffnen. Alles musste ausgepackt werden. In sämtlichen Nischen im Inneren des Autos wurde nachgeschaut, ob nicht verbotene Waren, Personen oder Publikation versteckt waren. Tageszeitungen oder „Der Spiegel“ usw. wurde sofort konfisziert, dito Schallplatten oder Kassetten (für den „Transit“ nach Berlin galten etwas gelockerte Regeln – dafür durfte man nur an bestimmten Stellen zum Tanken oder Rasten anhalten und die marode Autobahn auf keinen Fall verlassen).

Der Ton der Grenzsoldaten / Volkspolizisten (VoPos) war barsch und ruppig. Von Freundlichkeit keine Spur. Wir wurden auch faktisch wie „Klassenfeinde“ behandelt. Die besseren Autos, die modernere Kleidung usw. haben vermutlich zu einer Neidorgie bei den „Genossen“ geführt. Wehe, etwas entsprach nicht den Vorschriften! Man wähnte sich als „Wessi“ immer mit einem Bein im Gefängnis.

Auf der Rückreise war der Aufwand noch größer. Die DDR-Führung hatte ja berechtigte Sorge, dass die meisten Bürger gerne „rübermachen“ würden und ahndete dieses Vergehen der „Republikflucht“ mit drastischen Strafen. Die Grenzübergänge waren eine Möglichkeit, diesem Lande zu entkommen. Hunderte DDR-Bürger haben bei dem Versuch des illegalen Grenzübertritts über die „grüne Grenze“ ihr Leben gelassen.

Das Verhalten der „Grenzer“ grenzte oft an reine Schikane, das Einschüchterungspotenzial war groß, so dass kaum jemand wirklich Lust hatte, in dieses Land zu fahren, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Vermutlich hat das mein negatives Verhältnis besonders zum sächsischen Dialekt bis heute nachhaltig getrübt.

Nach der Wende habe ich mich immer gefragt, was wohl aus diesen Tausenden aggressiven, muffelnden Grenzern und VoPos geworden ist? Arbeiten die jetzt alle bei der Deutschen Bahn AG?

Was für ein Scheißstaat war das! Und wie froh bin, dass wir dieses Stadium des „real existierenden Sozialismus“ überwunden haben!

Mittwoch fahren wir nach Rügen. Wahrscheinlich stehen wir im Stau. Aber eine Grenze gibt es zum Glück nicht mehr.

Die Grenze

Normalerweise sind die privaten TV-Sender nicht in der Senderliste unseres TV gespeichert – die Lebenszeit für derartige Produktionen ist schlicht zu schade. Doch den Film „Die Grenze“ auf SAT1 wollte meine Frau gerne sehen.

Mein Urteil über die Privatsender hat sich danach um keinen Deut geändert. Im Gegenteil, das war peinlich, plakativ und paranoid.

Was ist Deine Meinung, falls Du den Film über das „freie und sozialistische Mecklenburg-Vorpommern“ gesehen hast?